«Mit Kopf fahren»
Ramon Zenhäusern ist zwei Meter gross. Trotzdem ist er der «Mann der kleinen Schritte». Rang 12 in Kitzbühel gibt dem Visper weiter Selbstvertrauen.
Ramon Zenhäusern, Rang 12 in Kitzbühel, im zweiten Lauf noch zwei Plätze verloren. Trotzdem zufrieden?
«Ja, sehr sogar. Natürlich, wenn man ins Ziel fährt, würde man es gerne ‹grün› aufleuchten sehen. Aber der 12. Rang ist mein zweitbestes Weltcupresultat, damit kann ich sehr gut leben.»
Die Verhältnisse waren extrem schwierig.
«Ich denke, es war der schwierigste Slalom in dieser Saison. Die Piste war brutal eisig, sehr unruhig und die Übergänge waren in diesem Jahr äusserst schwierig zu fahren.»
Ein Kampf von oben bis unten. Wie war Ihr Gefühl unterwegs?
«Nicht so gut. Als ich im ersten Lauf im Ziel war, dachte ich: ‹Das reicht wohl knapp für den zweiten Lauf›. Ich war dann angenehm überrascht, dass es so weit nach vorn reichte. Im zweiten Lauf wardas Tempo ein bisschenhöher, gesamthaft bin ichsehr zufrieden.»
Volles Risiko war auf diesem Hang nicht möglich?
«Wer oben stand und einfach nur angreifen wollte, der kam nicht weit. Man musste mit Köpfchen fahren, das kommt mir durchaus entgegen.»
Die fehlende WM-Qualifikation sorgte für zusätzlichen Druck?
«Klar, will man die Selektionskriterien erfüllen. Das ist mir nun zumindest zur Hälfte geglückt. Aber es gibt auch sonst Druck. Ich bin 26. in der Startliste, langsam brauchts Punkte, um das halten zu können. Aber man darf im Rennen nicht an solche Sachen denken, muss das ausschalten.»
Sie haben im TV-Interview von «Salamitechnik» gesprochen, davon, dass Sie in kleinen Schritten vorwärtskommen. Das war schon die ganze Karriere so?
«Genau, ich habe mich stets verbessert, aber nie in grossen Sprüngen, sondern Schritt für Schritt.»
Sie bestechen in dieser Saison durch Konstanz.
«Ausser in Zagreb, wo ich eingefädelt habe, bin ich in jedem Slalom durchgekommen und war immer in den Punkten. Darauf lässt sich aufbauen. Wenn man ausscheidet, ist das mental immer schwierig.»
Der Druck ist weg, am Dienstag in Schladming können Sie voll angreifen.
«Ich werde es versuchen. Jedes gute Resultat nimmt ein bisschen Druck weg. Je mehr du vorne hineinfährst, je mehr traust du dir zu.»
Mit dem Risiko, dass man es dann übertreibt?
«Das Risiko ist natürlich vorhanden. Der Slalom ist eine Gratwanderung. Es gilt, das Risiko richtig zu dosieren. Ich taste mich heran.»
Interview: alb