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28 Februar 2021

«Ich muss mich brutal überwinden»

Ramon Zenhäusern weiss, dass er im WM-Slalom noch mehr Risiko eingehen muss. Das entspricht so gar nicht seinem Charakter.

Interview: Alban Albrecht

Ramon Zenhäusern, nach dem Abschluss Ihres Studiums lesen Sie vermehrt. Zum Beispiel die Biografie über Marcel Hirscher, wie Sie im Fernseh-Interview gesagt haben. Nur Vergnügen oder lernen Sie da auch etwas?

Beides. In erster Linie ist es Vergnügen, aber man hofft natürlich schon, dass man etwas mitnehmen kann. Marcel Hirscher war ohnehin interessant. Er schreibt über eine Zeit, die ich zum Teil selber miterlebt habe. Ich war da vor Ort, habe aber natürlich nicht alles mitbekommen, was um ihn herum alles abgelaufen ist. Etwa, wie er in Schladming noch Spezialtrainings durchgeführt hat. Das ist schon interessant, das nachzulesen.

Haben Sie konkret etwas für sich übernehmen können?

Es ist schwierig, konkrete Beispiele zu nennen. Ich habe mehrere Biografien gelesen, von Anna Veith etwa oder von Mark Streit, die war sehr spannend. Man bekommt beim Lesen mit, wie sie «ticken», wie sie es erlebt haben und wie sie mit gewissen Situationen umgegangen sind. Das kann helfen. Und wenn man selber auch in diesem Sportgeschehen mittendrin ist, begreift man sie auch ziemlich gut. Aber schlussendlich musst du deinen eigenen Weg gehen.

Hirscher wurde der Rummel irgendwann zu viel. Können Sie das nachvollziehen?

Definitiv. Ich bin der Erste, der das nachvollziehen kann. Meine Situation ist mit der von ihm ja überhaupt nicht vergleichbar. Aber wenn ich sehe, was ich schon für einen Rummel verursache, und er war mehrfacher Gesamtweltcupsieger, da kann ich mir schon vorstellen, dass du da irgendwann sagst: «Äs längt.»

Bei Ihnen scheint es, als fühlen Sie sich richtig wohl in der Nähe von Journalisten und dass Sie auch die Auftritte in der Öffentlichkeit geniessen.

Ja, das ist so. Bis zu einem gewissen Mass macht es mir durchaus Spass. Ich kann ja auch coole Sachen machen und ich bin dankbar, dass ich an diesen Anlässen teilnehmen kann. Es ist schön, wenn man sieht, wie sich die Leute über die Erfolge von uns Skifahrern freuen. Irgendwann hört es dann aber schon auf.

Wann?

Dieses Jahr ist es null Problem. Aber wenn es sich häuft, wie nach den Olympischen Spielen, dann kommst du an die Grenze. Priorität muss immer der Sport und das Training haben. Es gab Momente, in denen ich Ruhe brauchte. Das ist ein Prozess, man lernt, damit umzugehen und es zu steuern.

Man muss auch mal Nein sagen können.

Das ist so, man muss Grenzen setzen. Ich bin ein Mensch, der Zeit für sich braucht. Wenn es zu viel wird, liegt es nicht am Äusseren, sondern an mir, weil ich nicht mehr die nötige Ruhe habe. Solange ich erholt bin und genug Zeit und Ruhe für mich und meine Sachen habe, kann ich es geniessen, das ist schon so. Wenn ich nicht im Stress bin, ist Öffentlichkeitsarbeit für mich ein Dürfen.

Die Erwartungen steigen. Ein 13. Platz wird nicht mehr gefeiert, sondern eher mit Nasenrümpfen zur Kenntnis genommen. Stört das?

Was heisst nach einem 13. Rang? Schon nach dem fünften Rang in Schladming waren die Trainer nicht zufrieden. Da komme ich auch nicht immer nach. Es ist klar: Die Erwartungen steigen, auch von mir selber. Aber man muss dann schon auch die Relationen sehen. Einen fünften Rang muss man zuerst mal holen.

Sie sind perfekt in die Saison gestartet, sind danach aber nicht in den berühmten «Flow» gekommen. Warum?

Man muss immer weiterkämpfen und einfach geht es nie. Ich habe noch zu wenig riskiert, konnte mich in vielen Rennen zu wenig überwinden, um aufs Podest zu fahren. Und in Alta Badia liefs ja ziemlich komisch.

Wieso?

Ich hätte eigentlich nicht gewinnen dürfen. Da habe ich zwei überlegte Läufe runtergebracht, bin die achtbeste und zwölfte Laufzeit gefahren, das reicht normalerweise nicht zum Siegen. Vielleicht hat mich das ein bisschen beeinflusst. Man muss sehen: Das Niveau ist extrem hoch. In neun Slaloms gab es sieben verschiedene Sieger. Das zeigt schon, dass sehr viel Konkurrenz vorhanden ist. Ich sehe das als Entwicklung. Entscheidend ist, dass man aufsteht und wiederkommt.

So richtig am Boden waren Sie aber noch nie.

Nein, das nicht. Aber trotzdem. Vieles hängt an einem seidenen Faden und es kann so schnell gehen, und zwar in beide Richtungen. Die Spitze ist viel breiter geworden, viel mehr Fahrer können ein Rennen gewinnen. Bei einem kleinen Fehler fällt man sehr schnell sehr weit zurück.

Neun Rennen, sieben Sieger: Das zeigt auch, dass der «Überflieger» fehlt. Die Rolle von Hirscher konnte noch niemand einnehmen.

Den gibt es im Moment tatsächlich nicht. Ich weiss nicht, woran es liegt. Es wäre spannend zu sehen, wenn Hirscher immer noch fahren würde. Wäre er immer noch so überlegen? Grundsätzlich, denke ich schon, dass noch mehr auf die «Tube» gedrückt wird. Taktieren gibt es überhaupt nicht mehr. Wenn du aufs Podest fahren willst, musst du vom ersten bis zum letzten Tor angreifen, da fahren alle wie die Feuerwehr. Ich habe das Gefühl, früher gab es eher Orte, wo man ein Drifterchen einlegen konnte, heute verträgt es das nicht mehr. Ob da eine «Ecke» oder eine komische Kombination gesetzt wurde, spielt keine Rolle. Man muss überall voll angreifen und durchdrücken, sonst reicht es nicht fürs Podest. Das ist vergleichbar mit dem Sprung ins kalte Wasser, das kostet Überwindung. Du weisst nicht, ob du in drei, vier Toren noch im Rennen bist oder nicht.

Das entspricht nicht Ihrem Typ. Sie sind nicht der Hasardeur, sondern eher einer, der das Risiko dosiert.

Definitiv. Ich habe lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Ich bin nicht wie Didier Plaschy früher oder wie ein Manuel Feller. Und trotzdem versuche ich, Schritt für Schritt mehr Risiko einzugehen. Es ist eine Gratwanderung.

Bei Ihnen hat man das Gefühl: Da ist noch «Spatzig», das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Den perfekten Lauf haben wir in dieser Saison noch nicht gesehen.

Perfekt? Hmm. In Chamonix, war der zweite Lauf im zweiten Rennen schon perfekt. Unter den Verhältnissen gings nicht besser. Die meisten haben das Gefühl, dass noch Potenzial da ist, ich selber übrigens auch. Es ist eine Entwicklung, ein Prozess. Ich denke auch, dass es noch nicht ganz optimal ist. Ich kann die Trainingsleistungen noch nicht zu hundert Prozent umsetzen. Aber es ist schon mal ganz gut. (lächelt)

Der Herren-Slalom ist der letzte Wettkampf der Weltmeisterschaften. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Das ist immer so und wir Slalomfahrer haben uns an die lange Wartezeit gewöhnt. Der Herren-Slalom wird immer am letzten Tag ausgetragen, nach dem Motto: Das Beste kommt am Schluss. (lacht) Ich weiss gar nicht, wie es anders wäre. Aber das spielt auch keine Rolle, glaube ich.

Das letzte Rennen liegt doch schon drei Wochen zurück. So wie Sie in Form waren, wars eigentlich schade, dass Sie nicht durchziehen konnten. Oder hat die Pause auch gutgetan?

Nach neun Rennen in einem Monat habe ich die Pause gern genommen. Aber da passt man sich an, man kann es eh nicht bestimmen. Es ist, wie es ist. Im Allgemeinen habe ich es nicht ungern, wenn ich zwei, drei Wochen Zeit habe, um mich für ein Rennen vorzubereiten. Aber es spielt keine grosse Rolle.

Die Gelassenheit als Vorteil.

Ja, man lernt mit den Umständen umzugehen. Skirennen sind nun mal wetterabhängig, da kommt es immer wieder zu Verschiebungen. In dieser Saison auch: Da hiess es zuerst Kitzbühel statt Wengen, bei der Anreise hiess es dann auf der Autobahn Flachau. Es ist, wie es ist. Ich passe mich an, mir ist das wurst. Wenn du damit ein Problem hast, wird es schwierig.

Wengen und Kitzbühel sind ausgefallen, das ist aber schon schade.

Dieser Winter ist wegen Covid nun mal speziell. Ich bin schon froh, dass wir Rennen fahren können. Da ist es mir egal, wo die stattfinden. Von den Pisten her ist es mir mittlerweile ja auch plus minus egal, das spielt keine grosse Rolle mehr. Sonst hätte ich in Flachau zweimal gewinnen müssen.

In Flachau gingen Sie als Favorit an den Start. Haben Sie sich da selbst etwas unter Druck gesetzt?

Ich glaube nicht. Es ist so komplex, da spielen so viele verschiedene Sachen mit. Deshalb ist es schwierig, das auf einen Grund zu reduzieren. Vielleicht hatte es einen gewissen Anteil, ich weiss nicht.

Im Moment fahren Sie nur Slaloms. Wird der Riesenslalom irgendwann wieder ein Thema?

Schwierig zu sagen. Im Moment könnte ich mit der Nummer 31 starten. Wenn ich eine geniale Leistung zeigen könnte, würde ich vielleicht 15. oder 20. Da muss ich mich halt schon fragen, was bringt es? Auf der anderen Seite hätte ich dann weniger Zeit und Erholung für den Slalom, wo ich aufs Podest fahren kann.

Trainer in der Bredouille «Ich bin immer auf einer Gratwanderung»

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