«Ich war zuletzt sehr nervös»
Ramon Zenhäusern | Der Oberwalliser hat einen perfekten Kaltstart hingelegt. Denn er liess Europacup-Testrennen aus
Ramon Zenhäusern sorgt für den perfekten Schweizer Auftakt zum Slalomweltcup. Der Walliser gewinnt in Alta Badia und führt ein auch in der Breite starkes Swiss-Ski-Team an.
Alle waren sie froh, dass es nun endlich auch mit den Slaloms im Weltcup losging. Zenhäusern musste sich besonders lange gedulden. Er hatte im Gegensatz zu seinen Teamkollegen im Vorfeld des verspäteten Saisonbeginns auf Renneinsätze verzichtet. Zur Debatte stand der Start in den beiden Europacup-Slaloms in Pozza di Fassa im Trentino, wo sich die Schweizer Slalomequipe während drei Tagen auf die ersten Ernstkämpfe vorbereitet hatte. Zenhäusern liess auch das sein, weil er einerseits den dortigen Hang im Training oft genug befahren hatte und andererseits die Charakteristik des Geländes eine andere ist als die des Slalomhangs der Gran Risa.
Training auf dem Dorfhügel
Zenhäusern zog weitere Trainingseinheiten vor – in unbewohnter Umgebung und unter besonderen Bedingungen. Nova Ponente heisst der Ort, rund 25 Kilometer von Bozen entfernt, in dem sich der Walliser und die meisten seiner Mannschaftskameraden für drei Tage niederliessen. Geübt wurde an einem Hang mit knapp 140 Metern Höhendifferenz und einem einzigen, privat betriebenen Dorift. Coach Matteo Joris hatte den «Hügel» per Zufall entdeckt. «Ich fragte den Betreiber, ob die Wässerung der Piste möglich wäre», erzählte der Aostataler. Sie war möglich. Die Schweizer Slalomfahrer hatten unverhofft ein neues Trainingsquartier und eine willkommene Abwechslung. Zenhäuserns letzter rennmässiger Einsatz lag über zehn Monate zurück, im Februar im Slalom in Chamonix, in dem er Fünfter wurde. Der Auftakt in Alta Badia kam für ihn also einem Kaltstart gleich, der neben der Vorfreude auch etwas Unruhe brachte. «Nach der langen Zeit ohne Wettkämpfe war ich sehr nervös in den letzten Tagen», sagte der Walliser nach perfektem Saisonstart.
Von acht auf eins
Der erste Lauf brachte eine erste Standortbestimmung. Zenhäusern lag im Zwischenklassement im achten Rang, gleichwohl mit guten Perspektiven, denn die zeitlichen Abstände waren minim. Eine gute halbe Sekunde nur lag der 2-Meter-Mann hinter dem führenden Italiener Alex Vinatzer. Die Devise war also gegeben. Zenhäusern musste angreifen, riskieren – und tunlichst Fehler vermeiden, denn auch in der Entscheidung ging es eng zu und her. «Ich habe alles gegeben. Schön, dass es so gut geklappt hat», sagte Zenhäusern weiter. Beim Blick auf die Schlussrangliste wurde ihm gewahr, wie knapp das war. Die Österreicher Manuel Feller und Marco Schwarz lagen als Zweit- und Drittplatzierter acht und zwölf Hundertstel zurück, die Fahrer in den ersten 16 Rängen innerhalb einer Sekunde. Mit seinem zweiten Weltcupsieg im Slalom nach jenem im März vergangenen Jahres in Kranjska Gora steht Zenhäusern, der daneben auch zwei Parallelslaloms in Stockholm gewonnen hat, nunmehr auf einer Stufe mit Dumeng Giovanoli, Pirmin Zurbriggen und Didier Plaschy. In dieser Statistik führt Daniel Yule mit vier ersten Rängen. sda