Doppelte Premiere: Erster City-Event, und gleich der erste Weltcupsieg
Ramon Zenhäusern errang beim Weltcup-Parallelslalom in Stockholm einen nie erwarteten
Sieg. Der Zweimeterriese aus Visp feierte damit doppelte Premiere.
Ramon Zenhäusern sicherte sich seinen ersten Sieg im Weltcup in einer Disziplin, in der er zuvor noch nie gestartet war, im Format Mann gegen Mann. Im Final schlug er den favorisierten Schweden André Myhrer, der am Neujahrstag in Oslo den ersten der beiden City Events dieser Saison gewonnen hatte und als grosser Spezialist für diese Art von Rennen gilt. Zenhäusern ist im Weltcup der Männer der erste Schweizer
Sieger eines Parallelslaloms. Kein Zufall Zenhäusern, eigentlich ein sanftmütiger Typ, von seiner
Statur her aber eine beeindruckende Erscheinung, gebärdete sich am Start wie ein Raubtier. Inder Startbox pushte er sich jeweils geräuschvoll auf, und auf der Piste war er dann nicht zu
halten. Der Reihe nach eliminierte er auf dem Weg in den Final den Italiener Stefano Gross, den Österreicher Michael Matt und den Deutschen Linus Strasser, einen weiteren Spezialisten im Parallelslalom.
Nach seinem Sieg im Endlauf bedankte er sich beim Publikum für die Fairness. Er verhinderte den Heimsieg von
Myhrer. «André hat ja schon Rennen gewonnen» meinte er fast entschuldigend. Zufall war Zenhäuserns Erfolg aber mitnichten. Der 25-Jährige fährt in diesem Winter so stark wie noch nie. Beim Slalom in Wengen realisierte er als Vierter sein zuvor bestes Weltcup-Ergebnis, aber auch in Kitzbühel überzeugte er als Sechster. Dort hatte er erklärt: «Wenn die Bedingungen gut sind, kann auch ich das Podium erreichen.»
Dass es gleich die oberste Stufe war, dürfte aber auch ihn überrascht haben. | sda
Ramon Zenhäusern, im Zusammenhang mit Ihrem Finalgegner André Myhrer gibt es eine besondere Geschichte.
«Das war vor etwa sieben Jahren. Ich trainierte in Veysonnaz, da stand plötzlich auch André
Myhrer auf der Piste. Ich war zu scheu, um ihn anzusprechen, denn eigentlich ist er mein Vorbild als Slalomfahrer.
Mein Vater kam mit ihm ins Gespräch, und wir haben uns dann unterhalten über den Slalom mit einer speziellen Körpergrösse.
Das ist schon speziell, ausgerechnet ihn jetzt hier im Final bezwungen zu haben.»
Sie haben sich nach dem Finallauf beim schwedischen Publikum speziell bedankt.
«Weil es sich fair verhalten hat, obwohl ein Landsmann im Endlauf stand. Im Ziel hat es sogar Applaus für mich abgesetzt.»
Im Starttor haben Sie sich lautstark aufgepusht.
«So was kann hilfreich sein, ich habe mich vor dem Start jeweils selber heissgemacht. Als Zeichen: Ich bin da, ich werde
mich nicht verstecken. Ich arbeite mit einem Mentaltrainer zusammen, solche Sachen können wichtig sein.»
Es gibt ein lustiges Video, wo Sie aus einem elektronischen Starttor heraus kopfüber im Schnee landen.
«Das war letztes Jahr in St. Moritz, wo wir diese Vorrichtung kurz getestet haben. Mittlerweile habe ich gelernt, wie sie funktioniert…»
Sie standen erstmals bei einem City-Event am Start, noch nie absolvierten Sie ein Parallelrennen. Haben Sie einen derartigen «Exploit» erwartet?
«Ich wusste, dass ich schnell sein kann. Zudem haben unsere Trainer einen tollen Job gemacht, direkt nach Schladming konnten wir diese spezielle Disziplin trainieren. Dabei habe ich mir eine spezielle Technik angeeignet.»
Welche?
«Durch meine Grösse konnte ich die Riesenslalom-Stangen früh mit den Armen von oben wegdrücken. Da waren meine Masse für einmal ein Vorteil.»
Der erste Weltcupsieg nach bereits überzeugenden Auftritten in Wengen und Kitzbühel, was heisst das für Olympia?
«Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Dieser Sieg hier bedeutet einen schönen Schritt vorwärts für mich. Ich habe nicht gezögert und war auch nicht irritiert, als ein Podestplatz absehbar wurde. So was ist mental für mich wichtig. Ich konnte meine Qualitäten aus den Trainings ins Rennen umsetzen und habe alles auf den Punkt gebracht.»
Interview: Hans-Peter Berchtold
Stockholm. Weltcup-Parallelslalom.
Männer: 1. Ramon Zenhäusern (SUI).
2.André Myhrer (SWE). 3. Linus Strasser(GER).4.LucaAerni(SUI).5.Daniel
yule (SUI), Marcel Hirscher (AUt), Michael
Matt (AUt) und Mattias Hargin
(SWE). 9. Clément Noël (FRA), Sebastian
Foss-Solevaag (NoR), Marco
Schwarz (AUt), Jonathan Nordbotten
(NoR), Leif kristian Nestvold-Haugen
(NoR), Stefano Gross (ItA), Dave Ryding
(GBR) und Henrik kristoffersen
(NoR).
Final: Zenhäusern s. Myhrer (disqualifiziert).
– Um Platz 3: Strasser s.Aerni
(0,08 Sekunden). – Halbfinals:
Myhrer s. Aerni (0,98). Zenhäusern s.
Strasser (0,10). – Viertelfinals: Aerni
s. Hirscher. Myhrer s.yule.Zenhäusern
s. Matt. Strasser s. Hargin. – Achtelfi-
nals: Hirscher s.Noël.Aerni s.Foss-Solevaag.yule
s.Schwarz.Myhrer s.Nordbotten.
Matt s. Nestvold-Haugen. Zenhäusern
s. Gross. Hargin s. Ryding.
Strasser s. kristoffersen.
Frauen: 1.Nina Haver-Löseth (NoR).2.
Wendy Holdener (SUI). 3. Petra Vlhova
(SVk). 4. Frida Hansdotter (SWE). 5.
katharina Gallhuber (AUt), Bernadette
Schild (AUt), Christina Geiger
(GER) und Irene Curtoni (ItA). 9. DeniseFeierabend(SUI),MélanieMeillard
(SUI), Resi Stiegler (USA), katharina
truppe (AUt), Chiara Costazza (ItA),
Lena Dürr(GER),Anna Swenn Larsson
(SWE) und Marina Wallner (GER).
Final: Haver-Löseth s. Holdener
(0,52). – Um Platz 3: Vlhova s. Hansdotter.
– Halbfinals: Haver-Löseth
s. Hansdotter. Holdener s. Vlhova
(0,21). – Viertelfinals: Hansdotter s.
Gallhuber. Haver-Löseth s. Schild. Holdener
s. Geiger. Vlhova s. Curtoni. –
Achtelfinals: Hansdotter s. Stiegler.
Gallhuber s. Feierabend. Haver-Löseth
s.truppe.Schild s. Costazza. Holdener
s. Dürr. Geiger s. Meillard. Curtoni s.
Swenn Larsson.Vlhova s. Wallner.