«Ich muss über meinen Schatten springen»
Ramon Zenhäusern schafft als 13. in Adelboden wieder kein Spitzenresultat. Ein Interview über Ansprüche und den eigenen Charakter.
Ramon Zenhäusern, nehmen wir mal an, Sie können wieder ins Starthäuschen. Was würden Sie anders machen?
Mehr riskieren. Bis zur zweiten Zwischenzeit war ich in beiden Läufen sehr gut unterwegs. Einfahrt Steilhang und vor allem Ausfahrt Steilhang aber war ich zu zögerlich. Ich verlor von der Ausfahrt Steilhang bis ins Ziel jeweils vier Zehntelsekunden. Das ist nicht gut. Nein, das ist gar nicht gut.
Sie sollten auf diesem Abschnitt kraft Ihrer Stärken eigentlich vier Zehntel herausfahren.
Zumindest nichts verlieren.
Was schliessen Sie daraus?
Ich muss vom ersten bis zum letzten Tor kämpfen, also kompromissloser fahren. Es reicht nicht, nach halber Strecke zufrieden zu sein, hat man schon etwas im Trockenen. Früher konnte man zwischendurch noch etwas taktieren, heute ist das unmöglich, will man vorne sein. 15 Fahrer können heute aufs Podest, vier Rennen, vier Sieger, das ist ja Wahnsinn. In Zagreb blieben 15 Fahrer innerhalb einer Sekunde. Ist das nicht verrückt?
Sie sind vom Wesen her ein Mensch, der lieber den Spatz in der Hand hat als die Taube auf dem Dach. Ist das Ihr Natur-Hindernis, das es zu überwinden gilt?
Ja, ich muss es hinbekommen, über meinen Schatten zu springen. Stabil und konstant bin ich ja, jetzt muss ich Risiko eingehen.
Nach Ihrem ersten Platz von Alta Badia fuhren Sie in der Folge auf die Plätze 9 und zweimal 13. Es geht so, oder?
Also ein Weltuntergang ist das jetzt auch nicht. Ich bin in der Slalomwertung momentan auf Platz vier. Aber klar macht ein Podestplatz mehr Spass. Und dieses Ziel müsste man auch jedes Mal suchen.
Der unkonventionelle österreichische Techniker Rainer Schönfelder sagte mal, es könne nur gewinnen, wer auch bereit sei zu verlieren. Ich will damit sagen: Wenn man mal mehr riskiert und dann trotzdem ausfällt, wäre das auch kein Weltuntergang.
Richtig. Da kann ich nicht widersprechen.
Es geht Schlag auf Schlag. Wie bereiten Sie sich aufs Lauberhorn vor?
Ich trainiere heute am Steilhang hier in Adelboden. Dann gehen wir im Team nach Chamonix. Dort trainieren wir auf dem Rennhang von Ende Januar.
Interview: Roman Lareida