«Podestplatz statt Saisonende»
Ramon Zenhäusern, der Start ins
neue Jahr ist Ihnen geglückt.
«Das kann man sagen, ja. Ich hätte nie
geglaubt, dass ich unter diesen Voraussetzungen würde aufs Podest fahren
können.»
Sie haben im TV-Interview gesagt, die letzten Wochen seien
gewesen wie auf der Achterbahn.
Können Sie das ein bisschen genauer ausführen?
«Ich wusste nicht, wie es weitergeht.
Zwischendurch drohte das Saisonende,
dann die OP, jetzt diese ultraschnelle
Rückkehr auf die Piste und dann gleich
ein Podestplatz. Podestplatz statt Saisonende, das ist schon verrückt.»
Erstaunlicherweise haben Sie
beim Start gar nicht so viel Zeit
verloren.
«Es war sicherlich nicht optimal, ich
konnte ja den Griff nicht fassen. Aber
es ist tatsächlich relativ gut gegangen.
Ich war unter diesen Voraussetzungen
sicher kein Schnellstarter, aber ich
habe auch nicht enorm viel Zeit verloren.»
Und während der Fahrt?
«Da fliesst derart viel Adrenalin, dass
man nicht viel spürt. Aber klar, es waren schon Schmerzen dabei, aber es
war auszuhalten, alles okay.»
Im Halbfi nal gegen Marco
Schwarz unterliefen Ihnen in
beiden Läufen kleine Fehler. War
da der Daumen schuld?
«Im ersten Lauf bin ich im Starthaus
hängen geblieben, das war sicher wegen des Daumens. Im zweiten Lauf
hatte ich eigentlich alles im Griff, war
bereit, um ihn zu überholen, als ich
wieder anhängte. Dabei hats mich
leicht verdreht und ich konnte nicht
mehr wie gewünscht Tempo aufbauen.
Schwierig zu sagen, ob das nun wegen
des Daumens war.»
Sie sprachen im Ziel von einem
medizinischen Wunder.
«Dr. Andreas Schweizer hat bei der
Operation schon tolle Arbeit geleistet.
Unser Verbandsarzt Dr. Walter Frey hat
alles organisiert und dafür gesorgt,
dass ich so schnell einen Operationstermin bekam.»
Und Sie haben ziemlich getüftelt.
«Die Firma Ortema hat einen Schutz
hergestellt, der Handschuh wurde extra vergrössert. Zwischen Weihnachten
und Neujahr habe ich schon ziemlich
rotiert. Es war alles völlig neu und ungewohnt. Aber man muss auch bei den
richtigen Leuten die Hilfe holen. Es war
eine tolle Teamleistung.»
Wie gehts weiter?
«Gestern Mittwoch sind wir auf die
Reiteralm gefahren, wo wir zwei Tage
trainieren. Dann gehts nach Zagreb, wo
am Sonntag der Slalom auf dem Programm steht. Am Montag fahre ich
dann nach Zürich, wo bei der Wunde
die Fäden entfernt werden.»
Der Januar ist sehr intensiv,
ziehen Sie das Programm voll
durch?
«Das ist schon das Ziel, zumindest bei
den Rennen. Je nachdem werde ich
beim Training etwas zurückstecken.
Am 7. Januar in Zürich wird sich dann
auch der Doktor die Hand anschauen
und es wird wohl auch ein Röntgenbild
gemacht, um zu sehen, ob alles gut zusammengewachsen ist. Dann sehen wir
weiter. Aber ich bin schon zuversichtlich, dass das klappt.»
Interview: Alban Albrecht