„Ich muss versuchen, noch vermehrt befreit Ski zu fahren“
Ramon Zenhäusern, gehen Sie
fremd?
«Wie meinen Sie das?»
Sie zeigen plötzlich auch im
Riesenslalom gute Leistungen.
«Ja, langsam kommts auch im Riesenslalom
gut. Von den Punkten her
konnte ich mich stark verbessern, in
Schönried habe ich zwei FIS-Riesen
gewonnen.»
Rang 16 am Samstag bei der SM in
Fiesch. Das ist ganz ordentlich?
«Es war eine korrekte Leistung. Für das,
was ich Riesen trainiert habe, sogar
wirklich gut, auch wenns mir von den
Punkten her nicht viel bringt.»
Das Ziel ist schon, das in Zukunft
auszubauen?
«Wenn man nur eine Disziplin hat,
stumpft das mit der Zeit etwas ab,
zwei wären interessanter. Dann hätte
man auch eine Ausweichmöglichkeit,
wenns in der einen Disziplin mal nicht
so nach Wunsch läuft. Ich versuche
schon, auch im Riesenslalom über den
Europacup dem Weltcup weiter näherzukommen.
»
Es gibt auch Stimmen, die warnen
vor einer Verzettelung.
«Es braucht eine klare Priorität. Die
wird auch in Zukunft auf dem Slalom
liegen. Da will ich richtig Fuss fassen.
Daneben trainieren wir zumindest in
der Vorbereitung ohnehin oft Riesenslalom.
Der Speed hingegen ist im Moment
sicher kein Thema.»
Während der Saison fehlt oft die
Zeit zum Training?
«Wir fahren auf drei Stufen Rennen.
Weltcup, Europacup, gelegentlich auch
FIS-Rennen. Da reichts halt nicht für alles.
Ein Hirscher oder Neureuther fahren
nur Weltcup, die haben zwischendurch
noch Zeit für Riesentraining. Interessant
ist, dass mir das Riesentraining
auch im Slalom hilft. Nach dem
Riesentraining bin ich meist auch im
Slalom schnell.»
Auf der anderen Seite brauchen
Sie den Europacup, um die FISPunkte
zu verbessern.
«Wenn man Rennen gewinnt, kann
man sich schon verbessern. Natürlich
wäre es wichtig, im Weltcup mit einer
besseren Nummer starten zu können.
Auf der anderen Seite kann man auch
mit Nummer 40 oder 50 noch in die ersten
30 fahren, wenn das eigene Niveau
stimmt. Das habe ich in Kranjska Gora
bewiesen.»
Aber mit Nummer 25 oder 30 geht
es leichter und man könnte mit einer
guten Leistung weit nach vorne
fahren.
«Das ist klar.»
«Ich kann die
Trainingsleistungen
noch nicht zu 100
Prozent im Rennen
umsetzen»
Ramon Zenhäusern
Wie beurteilen Sie Ihre Saison?
«Ich denke, ich kann zufrieden sein.
Ich habe die letzte Saison bestätigt,
habe dreimal Weltcuppunkte geholt
und konnte in Sotschi teilnehmen.
Für mein Alter bin ich in einer guten
Position.»
Nach der starken Vorbereitung
hat man noch etwas mehr erwartet.
Sie auch?
«Mag sein. Der Auftakt in die Saison war
sicher nicht gut. Ab Bormio wars von
den Leistungen her aber okay. Da habe
ich zum Teil nur wegen ein paar Hundertsteln
den zweiten Lauf verpasst.
Verschiedentlich hat da etwas das
Glück gefehlt.»
Dreimal Weltcuppunkte, aber der
Exploit ist Ihnen nicht geglückt?
«Das ist so. Ansatzweise war er da, aber
ich kann die Trainingsleistung im Rennen
noch nicht zu 100 Prozent umsetzen.
Da ist im Kopf noch etwas im Weg,
das sind halt auch Erfahrungen, die ich
sammeln muss.»
Wenn man Yule oder Aerni fahren
sieht, dann wirken die etwas
frecher.
«Kann sein, dass die ein bisschen weniger
denken während des Fahrens.
Wenn du überlegst, dann bremst du.
Ich muss versuchen, noch vermehrt befreit
zu fahren. Es kann aber auch sein,
dass der Eindruck mit meiner Grösse zu
tun hat. Der Kleinere wirkt halt immer
spritziger, spektakulärer.»
Bohnenstange, Doppelmeter, Riese:
Sie werden oft auf Ihre Grösse
angesprochen. Nervt das manchmal?
«Nicht unbedingt. Es ist eher eine
Motivation.»
Inwiefern?
«Die meisten sind eh der Meinung, dass
man mit dieser Grösse nicht Ski fahren
kann. Denen will ich das Gegenteil
beweisen.»
Der SM-Slalom auf der Fiescheralp
musste abgesagt werden. Enttäuscht?
«Klar wäre ich gern gefahren. Aber ich
hatte wenigstens eine kurze Heimreise.
Für Fahrer wie Christian Deville oder
Marc Gini, die von weit her extra für
dieses Rennen angereist sind, wars ärgerlicher.
Aber da kann man nichts machen.
Das Wetter ist, wie es ist.»