Der Riese führt die jungen Wilden an

Die Schweiz hat wieder eine auffallend dynamische Slalomtruppe. Mittendrin der 21-jährige Visper Ramon Zenhäusern. Ein Versprechen?

Silvan Zurbriggen könnte vor Neid erblassen, wenn er denn wollte. Noch nicht derart lange ist es her, da führte der damalige Slalomfahrer, der heute ein Speedfahrer ist, ein mehr oder weniger sportives Singleleben. Swiss-Ski führte in jenen kargen Disziplinentagen keine Slalommannschaft im Angebot, Zurbriggen war mehr eine One-man-Show, wenn auch eine erfolgreiche.
Wenn Zurbriggen, der in seinem neuen Skirennfahrerleben in der Abfahrt noch den Anschluss zu finden hat, in diesen Tagen auf seine erste Liebe zurückblickt, dann sieht er eine Horde junger Athleten, die sich gegenseitig befruchtet. Aus diesem Treibhaus soll eines schönen Tages wieder einer wie Zurbriggen herausblühen. Swiss-Ski hat 2013/14 sieben (!) Startplätze. Nachfolger von Zurbriggen gesucht.
Die Chance, dass es erneut ein Walliser sein könnte, ist nicht klein. Grosstalent Justin Murisier ist nach zwei Kreuzbandrissen zurück, auch wenn in seinem Fall wohl noch Geduld gefragt ist.
Ramon Zenhäusern ist in der letzten Weltcupsaison ein erstes Mal aus sich herausgekommen. Eine bessere Zukunft verspricht auch Luca Aerni, der im letzten Winter in Kranjska Gora dank Bestzeit (!) im zweiten Lauf Zwölfter wurde. Aerni ist zwar Berner, gilt aber als Produkt von Ski Wallis. Der neue Alpinchef Rudi Huber jedenfalls ist guten Mutes. Gegenüber skionline.ch meinte der Österreicher: «Wenn sie im Weltcup mit den gleichen Startnummern fahren könnten wie die besten Fahrer, dann könnten sie sich bestimmt unter den Top 30 etablieren. Die Jungs bewegen sich auf sehr hohem Niveau.» Auch Slalomtrainer Steve Locher gibt sich vor dem Slalomstart am Wochenende im finnischen Levi zuversichtlich: «Die Wahrheit liegt in den
Rennen, aber ich kann sagen, dass wir sehr gut trainiert haben.» «Die Jungs bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau» Swiss-Ski-Alpinchef Rudi Huber. Einzig Oldie Markus Vogel startet unter den besten 30, Zenhäusern fährt am Sonntag eine tiefe 40er-Nummer. Der Bürchen-Visper scheint den Anschluss an den Weltcup auch dank dem «Alternativprogramm à la Didier Plaschy» geschafft zu haben. Jene Future-Gruppe hatte damals Ex-Herrenchef Osi Inglin installiert. Zenhäusern ist Fan von Plaschy, was wenig wundert, weil dieser über den Fahrer sagt: «Die Trainer meinten, das funktioniere mit einem 2-Meter-Mann nicht. Falsch.» Zenhäusern zu seinem neuen Trainer Locher: «Er ist ‹normaler›, hat aber viel Erfahrung.» Schön gesagt. Ginge es allein nach den Sommerresultaten, dann führte der Visper Riese des SC Bürchen die jungen Wilden an. Zenhäusern fuhr nämlich meistens Bestzeiten. Der Winter schreibt aber eigene Gesetze – Druck, andere Schneebeschaffenheit, Routine –, und das weiss Zenhäusern. «Ich sage sicher nie, ich sei der Massstab. Aber ich will möglichst regelmässig in die Top 30.» Zenhäusern kann sich in diesem Winter auf den Sport fokussieren. Er hat die Wirtschaftsmatura abgeschlossen (Red. die Reise ging nach Gran Canaria) und auch die Grundausbildung der Spitzensport-RS hinter sich. Rossignol kreierte neu auch speziellen Innenschuh. Mit den beiden auffallend guten Resultaten in der Schweizer Woche in Adelboden und Wengen (Red. 21. und 22.) und dem Vize-Juniorenweltmeistertitel hinter dem Österreicher Manuel Feller hat er sich nicht bloss ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gefahren. Skiausrüster Rossignol kreierte extra für den Mann mit Schuhnummer 48 einen speziellen Aussenschuh. Auf diesen Winter gibts einen Extra-Innenschuh. Zenhäusern: «Je höher man kommt, desto mehr bekommt man halt. Zudem will ich den Riesenslalom ausbauen. Bloss Slalom stumpft ab.» Neue Co-Sponsoren hat er auch gefunden. Neu sind Moosalp-Bergbahnen/Bürchen Tourismus

Bericht: Walliser Bote